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Neue Kampagne in der Ostsee: Marine Meadows

Mittwoch, 23 Aug, 2023

Sea Shepherd Deutschland und das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel gehen einzigartige Kooperation für ein Training zur Wiederherstellung von Seegraswiesen in der deutschen Ostsee ein. 

Die Kampagne ist eine Weiterentwicklung des erfolgreichen SeaStore Seagrass Restoration Project vom GEOMAR, welches zum Ziel hat, die Seegraswiesen in der Ostsee zu renaturieren und langfristig auszuweiten. Dazu plant das GEOMAR ein weiterführendes Projekt, ein sogenanntes Citizen-Science-Projekt, bei dem Vereine und Privatpersonen bei der Pflanzung von Seegraswiesen einbezogen und zur aktiven Teilhabe ausgebildet werden.

Zum Auftakt des Projektes wurde in Gemeinschaftsarbeit zwischen dem GEOMAR und Sea Shepherd Deutschland ein Online-Seminar sowie ein Tauchkurs entwickelt, der es Taucherinnen und Tauchern zukünftig ermöglichen soll, Seegras eigenständig zu ernten und neu anzupflanzen. Geleitet wird dieses Projekt von der Postdoktorandin und Forscherin Angela Stevenson, GEOMAR Kiel.

Im Juli wurde der Tauchkurs erstmalig mit sieben Taucherinnen und Tauchern von Sea Shepherd Deutschland in Maasholm erprobt. Teil unserer Arbeit war es, sowohl die beteiligten Personen als auch die benötigte Ausrüstung zu stellen und die Genehmigungen bei den entsprechenden Behörden einzuholen. Die Auswahl der geeigneten Standorte sowie die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse liegt beim GEOMAR und sichert den Erfolg des Projektes.

Ein erster Erfolg

Am ersten Testwochenende konnten bereits 2'500 Seegraspflanzen erfolgreich geerntet und an einem neuen Standort verpflanzt werden. Anfang August bestätigte das GEOMAR, dass diese Testverpflanzung erfolgreich war und sich das neue Seegras gut ansetzen konnte. Der Kurs soll nun weiter optimiert und im nächsten Jahr ausgeweitet werden.

Die „Einzelverpflanzung“ ist die effektivste Methode zur Wiederherstellung von Seegraswiesen und hat sich in der Praxis bewährt. Dabei werden Seegrastriebe von Taucherinnen und Tauchern einzeln verpflanzt. Dieses Verfahren ist kostspielig und erfordert eine hohe Anzahl an qualifizierten Taucherinnen und Tauchern. Der Mangel an diesen Kräften stellt allerdings derzeit den grössten Engpass für eine schnelle und effiziente Wiederbegrünung der deutschen Ostsee dar. Mit Hilfe des Projektes soll dieser Engpass aufgefangen werden, um zukünftig schneller und effizienter Seegraswiesen zu renaturieren und auszuweiten. Dank der Hilfe aus der Bevölkerung könnte es gelingen, die Begrünung der deutschen Ostsee schneller voranzubringen, als es durch einzelne Institutionen möglich wäre.

Warum ist Seegras so wichtig?

Seegräser sind Wasserpflanzen, die in der deutschen Ostsee in Wassertiefen von etwa ein bis acht Metern wachsen. Die Ausbreitung von Seegras ist wichtig, um die zahlreichen ökologischen Funktionen von Seegraswiesen zu fördern. Anders als Algen haben Seegräser Wurzeln und Rhizome, die eine sehr wichtige Rolle bei der langfristigen Speicherung von Kohlenstoff spielen. Seegras speichert auf den Quadratkilometer doppelt so viel CO2 wie Waldgebiete, schützt die Küste vor Erosion und versorgt das Meerwasser durch Photosynthese mit Sauerstoff. Zusätzlich fördert Seegras die Biodiversität, indem es vielen Organismen wie Fischen, Nacktschnecken, Isopoden, Garnelen usw. Lebensraum, Unterschlupf und Nahrung bietet. Ein gutes Beispiel ist der im Frühjahr laichende Hering. Er benötigt pflanzliches Material wie Seegras, um seinen Laich abzulegen. Die natürliche Ausbreitung von Seegräsern durch Samenverbreitung und Ansiedlung von Setzlingen erfolgt oft nur langsam (über Jahrzehnte). Daher sind Wiederansiedlungsmassnahmen durch den Menschen wichtig, um diesen natürlichen Prozess zu beschleunigen.

Das Pflanzen von neuen Seegraswiesen macht Hoffnung, dass es künftig möglich ist, den schlechten Zustand der Ostsee deutlich zu verbessern. Dazu werden wir im nächsten Jahr unsere Bemühungen ausweiten und unseren Teil dazu beitragen, um die Ostsee und ihre Bewohner noch effektiver zu schützen!

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