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Baltic Sea Campaign 2023 erfolgreich abgeschlossen

Donnerstag, 09 Nov, 2023

Mit der Ankunft der Triton in Travemünde endete Mitte Oktober die diesjährige Baltic Sea Campaign. Seit Juni dieses Jahres patrouillierte Sea Shepherd Deutschland entlang der deutschen Ostseeküste im Seegebiet zwischen Flensburg und Rügen, um Geisternetze zu bergen, illegale Fischereiaktivitäten zu verhindern und Verstösse gegen bestehende Schutzgesetze zu melden. Rund 60 Freiwillige aus ganz Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz beteiligten sich an der Kampagne und setzten sich von Juni bis Oktober aktiv dafür ein, die Ostsee und ihre Bewohner besser zu schützen. Erstmals kam bei dieser Kampagne auch unser neues Schiff zum Einsatz.

Das Netz wird mit dem Kran aus dem Wasser gehoben. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd
Das Schiff von Sea Shepherd Deutschland, die Triton, bei einer Kampagne in der Nähe von Rügen. Foto von Katie Mähler / Sea Shepherd.
Dieses alte Schleppnetz wird in der Zukunft keine Meerestiere mehr töten. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd
Das Tauch-Team bereitet unter Wasser die Bergung vor. Foto: Sean Romanowski / Sea Shepherd

Nach rund vier Monaten auf See ziehen wir eine erschreckende und zugleich sehr erfolgreiche Bilanz. Die Crew der Triton konnte in 123 Tauchgängen in Tiefen bis zu 42 Metern mehr als 10 Tonnen Geisternetze bergen und aus dem Meer entfernen – 10 Tonnen gefährliche Fischereiausrüstung bestehend aus Netzen, Zuggeschirren, Ketten und Leinen. Diese Fischereiausrüstung stellt eine tödliche Bedrohung für viele Meerestiere dar, die sich z.B. auf der Suche nach Beute in den Netzen verfangen. So musste die Crew erneut den sinnlosen Tod vieler Meeresbewohner wie Fische, Krabben und einer Robbe dokumentieren.

„Bei jedem einzelnen Tauchgang haben wir die Zerstörung gesehen, die diese Netze anrichten. Der traurigste Fund war sicherlich eine tote Robbe, die wir bei der Bergung mühsam aus dem Netz schneiden mussten“, sagte Florian Stadler, Kampagnenleiter von Sea Shepherd Deutschland. „Dieses Tier starb qualvoll und unnötig, weil skrupellose Fischereibetriebe den Verlust ihrer Netze nicht ordnungsgemäss melden und ihren Müll verantwortungslos im Meer zurücklassen, anstatt sich darum zu kümmern“, ergänzte er. Unter den geborgenen Netzen waren auch fast intakte Netze, die noch über Jahrhunderte weiter getötet hätten. Dank des Einsatzes der Crew und des Tauch-Teams, das insgesamt mehr als 112 Stunden unter Wasser verbrachte, konnten wir schliesslich mehr als 10 Tonnen an Land bringen, reinigen, sortieren und entsorgen. Alle Geisternetze, die sich für das Upcycling eigneten, haben wir an unseren Kooperationspartner Bracenet übergeben, der daraus vielfältige Accessoires anfertigt.

Eine Robbe, die im Geisternetz ertrunken ist. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd
Die Rückenflosse eines toten Schweinswals. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd
Auf Patrouille wurde ein zerstückelter Schweinswal aufgefunden. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd
Eine Krabbe, die aus einem Geisternetz gerettet wurde. Foto von Katie Mähler / Sea Shepherd.
In diesem Netz kamen mehr als 1’100 Meerestiere unnötig ums Leben. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd

Neben der Bergung von Geisternetzen konnte die Crew zahlreiche Verstösse gegen Schutzgesetze dokumentieren, darunter Verstösse gegen die Küstenfischereiverordnung oder das Tierschutzgesetz und drei Strafanzeigen erstatten. Besonders schockierend war der Vorfall eines illegalen Stellnetzes, welches über viele Tage nicht entleert wurde. „Bei einigen Tieren hatte bereits der Verwesungsprozess eingesetzt, zudem waren die Netzmaschen grösstenteils von Algen bedeckt“, gab Florian Stadler an. Laut der Küstenfischereiverordnung muss ein Netz innerhalb von 24 Stunden entleert werden. Neben diesem Verstoss war das Stellnetz fehlerhaft markiert. Auf Basis dieser Verstösse wurde das Netz eingeholt und der Vorfall den zuständigen Behörden gemeldet. Allein in diesem einen Netz kamen über 1'100 Tiere sinnlos ums Leben.

Mitte Juli machte die Crew vor Travemünde einen zweiten schrecklichen Fund. Im Wasser wurden treibende Körperteile eines Schweinswals entdeckt, darunter die abgetrennte Rückenflosse des Tieres. Bei den Fundstücken waren eindeutige Schnittspuren zu erkennen. Dies bestätigte auch der zuständige Seehundjäger, an den die Fundstücke anschliessend übergeben wurden. „Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Tier bewusst zerschnitten wurde, um die Spuren von Beifang zu vertuschen. Dieses Tier hat sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Netz verfangen und wurde danach absichtlich zerstückelt, um den Kadaver verschwinden zu lassen und sich unbequemen Fragen zu entziehen“, sagte Florian Stadler. In den Verbreitungsgebieten der Tiere ist die Stellnetzfischerei nach wie vor erlaubt. Sogar in Naturschutzgebieten setzt die Politik weiter auf freiwillige Lösungen. Auf diese Weise kommt es immer wieder zu tödlichen Begegnungen zwischen Schweinswalen und den ausgebrachten Netzen.

„Wie viele andere Umweltverbände fordern wir daher seit Jahren ein Ende der Stellnetzfischerei in den Verbreitungsgebieten der Tiere. Wenn wir weiterhin zulassen, dass sie als Beifang im Netz landen, werden wir damit das Schicksal der Ostsee-Schweinswale schlussendlich besiegeln“, ergänzte Florian Stadler.

 

Die Crew zeigt ein geborgenes Geisternetz. Foto: Katie Mähler / Sea Shepherd

In dem erst kürzlich veröffentlichten Bericht der Kommission für den Schutz der Meeresumwelt der Ostsee, auch bekannt als Helsinki-Kommission (HELCOM), wird deutlich, wie sehr die Lebensräume und die Artenvielfalt der Ostsee durch menschliche Einflüsse bedroht werden. Überfischung, Verschmutzung, Anreicherung von Nährstoffen u.a. durch die Landwirtschaft sowie der Klimawandel setzen den Ökosystemen schwer zu. „In den Wochen auf See konnten wir eine Vielzahl an Verstössen feststellen. So werden bedrohte Fischarten wie der Dorsch trotz eines absoluten Fangverbots am Hafen verkauft und der Beifang von Schweinswalen vertuscht. Unsere Einsätze haben gezeigt, wie wichtig es ist, draussen auf See zu sein, um aktiv eingreifen zu können. Wir werden im nächsten Jahr zurückkehren und unsere erfolgreiche Arbeit für den Schutz der Ostsee fortsetzen“, gab Florian Stadler abschliessend an.

Seit vielen Jahren engagieren wir uns für die Ostsee und werden im nächsten Jahr wieder zurückkehren. Im August gab die Deutsche Postcode Lotterie bekannt, dass sie auch die Baltic Sea Campaign 2024 mit einer Förderung in Höhe von 250.000 Euro unterstützen wird. Bereits die letzten drei Ostsee-Kampagnen wurden durch die Deutsche Postcode Lotterie mit jeweils 100.000 Euro gefördert.

„Die Baltic Sea Campaign 2023 war ein echter Erfolg. Die Triton, die Crew sowie das ganze Team von Sea Shepherd Deutschland haben grossartige Arbeit geleistet. Gemeinsam konnten wir einen wichtigen Teil zum Meeresschutz beitragen. Mit der Deutschen Postcode Lotterie als starken Partner an unserer Seite werden wir 2024 wieder gestärkt und motiviert vor Ort sein, um die Meeresbewohner der Ostsee zu verteidigen, zu schützen und zu erhalten.“

Manuel Abraas, Geschäftsführer von Sea Shepherd Deutschland

Der Veja x Sea Shepherd Schuh, der von unserer Crew auf der Triton getragen wurde, ist jetzt in unserem eStore erhältlich: www.seashepherdstore.com. Mit dem Kauf dieser Schuhe unterstützt du die unerlässliche Mission von Sea Shepherd in der deutschen Ostseekampagne!

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