Für den kommerziellen Fischfang sind hauptsächlich zwei Arten von Relevanz, nämlich Euphausia (E.) superba & E. crystallorophias (für die Lesbarkeit des Textes, fortan Krill genannt). Der Grund ist, dass diese Arten besonders dichte Schwärme bilden und sie entsprechend in riesigen Mengen abgefischt werden können. Doch Krill ist für bspw. Pinguine, Robben und Bartenwale vor Ort die Hauptnahrungsquelle und dadurch die Grundlage antarktischen Lebens. Doch auch uns Menschen sollten die Konsequenzen der Überfischung nicht egal sein - denn der Erhalt von Krill wird ein essenzieller Faktor sein, die Klimakrise erfolgreich zu bewältigen.

Was ist Krill?
Krill, auf Deutsch auch Leuchtgarnelen genannt, sind kleine Krebstiere, die in riesigen Schwärmen im Meer vorkommen, so auch in der Antarktis. Hier bilden die maximal sechs Zentimeter langen Krill-Individuen die Grundnahrungsquelle für etliche kleine bis sehr grosse Meerestiere unter anderem für Pinguine, Pelzrobben und Bartenwale - ihre “Grösse” ist somit keinerlei Indikator für ihre Wichtigkeit im fragilen Ökosystem der Antarktis.

Warum ist die Antarktis so wichtig für den Planeten und welche Rolle spielt der Krill?
Krill leben in grossen Schwärmen im nährstoffreichen antarktischen Wasser und sind die Nahrungsgrundlage für diverse Tierarten wie Wale, einige Pinguine und Robben. Während die Krillschwärme in der Nacht an der Meeresoberfläche weilen, halten sie sich tagsüber in der Tiefe des Meeres auf. Diese vertikale Dynamik ist von enormer Relevanz für unsere Erde. Durch die sogenannte biologische Pumpe ermöglichen Krill (und ihre Exkrete), jährlich 23 Millionen Tonnen Kohlenstoff aus der Luft zu filtern. Sie entnehmen also der Atmosphäre Kohlendioxid und reinigen auf diese Weise, ähnlich wie Bäume, die Luft. Ihr Beitrag entspricht der Luftverschmutzung, welche 35 Millionen (!) Autos pro Jahr emittieren würden. Die Wissenschaft ist sich einig: Der Erhalt der Antarktis ist für die Bewältigung der Klimakrise unerlässlich.
Ohne den Krill würden wir nicht nur viele Arten verlieren, sondern auch ein weltweit relevantes Ökosystem. Doch Nahrungsketten können beispielsweise durch Überfischung kollabieren und so fällt früher oder später auch Krill und seine essenzielle Rolle in der Reduktion von Kohlendioxid weg. Die Antarktis ist kein kalter, lebensfeindlicher Ort, sondern ganz im Gegenteil die Heimat vieler lebenswichtiger Arten - auch für uns Menschen.

Mehr Infos, weshalb die Antarktis so enorm schützenswert ist, findest du hier

Welches Interesse hat die Menschheit respektive die industrielle Fischerei an Krill?
Menschen interessieren sich zunehmend auch für das preiswerte, „reine Naturprodukt“ und dies aufgrund verschiedener Anwendungen. Neben zunehmender Zuchtfütterung karnivorer Fische (Aquakultur) oder der Rosafärbung von Zuchtlachs, eignet sich Krillöl aufgrund des hohen Gehalts an Omega-3 Fettsäuren, Vitaminen und hochkonzentriertem Selen als Nahrungsergänzungsmittel für Menschen. Zudem wird es aufgrund des Chitins (aus dem Panzer von Krill) als Bestandteil kosmetischer Salben verwendet und die Pharmaindustrie hegt Interesse an den Magenenzymen dieses Zooplanktons wegen dessen Wundheilungskräften. Ein Millionengeschäft.

Welche direkten Auswirkungen hat die industrielle Überfischung von Krill auf die Antarktis?
Ursprünglich wurde hauptsächlich in den Sommermonaten gefischt, doch die klimawandelbedingte Eisschmelze in der Antarktis ermöglicht der Fischereiindustrie mittlerweile bis in den Herbst respektive Winter den Zugang zu den Fisch-/Krillgründen. So wurden beispielsweise zwischen Dezember 2018 und November 2019 im südwestlichen antarktischen Sektor ganze 390'195 Tonnen Krill gefangen. 
 

Die Leidenden sind schlussendlich die Meerestiere. Riesige Supertrawler machen nicht halt vor jagenden Finnwalen und ziehen mit Ihren Schleppnetzen direkt durch deren Gruppen. So wurden im Jahr 2021 mehrere Fischerboots-bedingte Todesfälle von Finnwalen dokumentiert. Indirekt hinterlässt die industrielle Befischung des reichhaltigsten und wesentlichsten Beutetiers der Antarktis grosse Lücken im Ökosystem. Für viele Bartenwalarten ist die jährliche Rückkehr in die Antarktis essentiell, speziell für die Weibchen, welche nach einem Jahr Stillzeit dringend ihre Energiereserven wieder auffüllen müssen und Krill eignet sich hierfür hervorragend als reichhaltige Nahrungsquelle. Bereits 2003 wurde darauf hingewiesen, dass die antarktische Krillfischerei dazu führt, dass dort lebende Pinguine weniger jagen, sich dadurch weniger vermehren und zudem eine tiefere Überlebenswahrscheinlichkeit aufweisen. Mittlerweile finden sich starke Rückgänge in der Anzahl von Schwangerschaften von Finnwalen, Abnahmen im Durchschnittsgewicht von Pelzrobben und ein Rückgang der Zügelpinguinpopulationen. Alle sind essenzielle Akteure im Ökosystem der Antarktis, ernähren sich hauptsächlich von Krill oder sind nur ein-zwei Stufen in der Nahrungskette entfernt. Ihre Zukunft ist von unserem Einsatz für die Antarktis abhängig.

Was ist die CCAMLR und was ist ihre Rolle?
Die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources, CCAMLR) vergibt jährliche Krill-Fangquoten für eine bestimmte Region, die sogenannte ‚Convention Area’. Diese Region umfasst satte zehn Prozent (35'716'100 km2) der Ozeane unserer Erde. Gemäss der offiziellen Website werden jährlich mathematische Modelle benutzt um die Krill-Quoten “nachhaltig” festzulegen und so dürfen momentan 620’000 Tonnen Krill in den definierten Subregionen (genannt 48.1 bis 48.8) gefangen werden. Die Schwächen des Modells liegen jedoch darin, dass Krill oft hochkonzentriert in gewissen Regionen vorkommt und somit sich auch die Fischerei auf eben diese fokussiert. Hierdurch finden sich trotz der Schutzmassnahmen enorme Einflüsse auf das lokale Ökosystem, da die Krill-Bestände in diesen Gebieten massiv zurückgehen und dadurch auch das Leben von Pinguinen, Robben und Bartenwalen gefährdet wird, welche direkt von Krill abhängig sind. Zudem stagnieren seit einiger Zeit die Fortschritte der CCAMLR und viele, von Umweltschützern erhoffte und für das Ökosystem dringend notwendige Durchbrüche lassen auf sich warten. Der Grund ist simpel, umweltschützende Änderungen der Kommission - bestehend aus 26 Staaten und der EU – werden oftmals durch das Veto von Russland und China blockiert.

Welche Erfolge hat Sea Shepherd bereits in der Antarktis erzielt?
Sea Shepherd hat sich zehn Jahre lang japanischen Walfängern in der Antarktis entgegengestellt, bis diese nicht mehr zurückkamen und die lebensreiche und wichtige Antarktis vermeintlich sicher war. 2014/15 kehrte Sea Shepherd in die Antarktis zurück, um eine weitere Bedrohung zu bekämpfen. Damals hat die Crew von Sea Sheperd über 110 Tage das von Interpol gesuchte Schiff „Thunder“ verfolgt und schlussendlich zu legalen Konsequenzen gezogen. Die Thunder und ihre Schwesterschiffe, welche in den folgenden Monaten durch die Zusammenarbeit zwischen Sea Shepherd, verschiedenen Regierungen und einigen weiteren Organisationen ebenfalls gestoppt werden konnten, hatten zuvor jahrelang wichtige Fischbestände unter anderem in der Antarktis illegal befischt - und dabei massiv überfischt.

Wie funktioniert die Operation ‚Antarctica Defense’?
Unsere Kampagne Antarctica Defense findet von Mitte Januar bis Mitte Februar 2024 statt. Begleitet wird Sea Shepherd von einer Filmcrew von BBC, welche die Situation in der Antarktis bildlich einfangen und somit die Auswirkungen der antarktischen Krillbefischung in die Welt hinaustragen wird. Mit diesen Bildern können wir endlich aufzeigen, welches Drama sich hier versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit abspielt. So hoffen wir, immensen Einfluss auf relevante Behörden zu nehmen und dadurch eine Reduktion der Krill-Fangquoten zu erzielen, aber auch zu verhindern, dass die jährlichen Quoten der CCAMLR klammheimlich erhöht werden. Die polaren Meeresbewohner brauchen den Krill, die Antarktis braucht uns - und wir sie.

Welches Ziel hat die Kampagne Operation ‚Antarctica Defense’?
Der öffentliche Druck auf die CCAMLR hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. Genau hier wollen wir als internationale Meeresschutzorganisation mit der ‚Operation Antarctica Defense’ anknüpfen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dieses Massaker am Ende der Welt, welches das gesamte Ökosystem bedroht, aufzudecken und internationalen Druck auf die CCAMLR aufzubauen. Obwohl bisher eine Erhöhung der Quoten verhindert werden konnte, konnten die Errichtung eines Meeresschutzgebietes und die Verschärfung von Fischereimassnahmen nicht durchgesetzt werden. Somit dürfen die Fangschiffe ein weiteres Jahr die Antarktis plündern und setzen damit die noch bestehenden Populationen an Bartenwalen, Robben und Pinguinen weiter unter Druck.
 

Wie kann ich die Operation ‚Antarctica Defense’ unterstützen?
Für eine erfolgreiche Antarktis-Mission sind wir auf deine finanzielle Unterstützung angewiesen. Hilf uns, dass sich auch die Tiere der Antarktis diese Festtage satt essen können: Finanziere ein Mahl für einen Zügelpinguin, eine Pelzrobbe oder einen Finnwal – oder unterstütze uns mit einem Freibetrag deiner Wahl. Unterstütze uns als Privatperson, als Familie, als Verein oder als Firma. Das Ganze geht auch als Spendengeschenk, also ideal für die Festtage - schenke deinen Liebsten, Freunden, Mitgliedern, Mitarbeitenden oder Kunden ein Spendenzertifikat: https://www.seashepherd.ch/de-ch/fundraiser/ 

Wie kann ich mich als Firma oder Verein beteiligen?
Auch als Firma oder Verein könnt Ihr uns direkt unterstützen, schenkt euren Mitgliedern, Mitarbeitenden oder Kunden ein Spendenzertifikat. Ein sinnvolles Geschenk und eine Investition in eine bessere Zukunft. Eure finanzielle Unterstützung bildet die Basis für eine erfolgreiche Operation ‘Antarctica Defense’.

Was passiert mit meiner Spende?
Bis auf die Transaktionsgebühren wird deine Spende vollumfänglich in die Arctic Defense Kampagne investiert.

Wie kann ich Sea Shepherd sonst unterstützen?
Wir freuen uns, dass du dich dafür interessierst uns sonst zu unterstützen, mehr Informationen findest du hier: Shepherd unterstützen

Wo finde ich weitere Literatur zur Thematik?
Falls du dich detaillierter einlesen möchtest, findest du hier ausführende Links zur Thematik, dieser Abschnitt gilt auch zugleich als Quellenverzeichnis. 

1. Siegel, Volker. “Introducing Antarctic Krill Euphausia Superba Dana, 1850.” Advances in Polar Ecology, 2016, pp. 1–19. Crossref, https://doi.org/10.1007/978-3-319-29279-3_1.

2. Everson, I. 2000a. Introducing Krill. In: Krill: Biology, Ecology and Fisheries – (I. Everson, 
ed.) Fish and Aquatic Resources, Series 6. Blackwell Science, Oxford: 1-7. 


3. Cavan, E.L., Belcher, A., Atkinson, A. et al. The importance of Antarctic krill in biogeochemical cycles. Nat Commun 10, 4742 (2019). https://doi.org/10.1038/s41467-019-12668-7

4. Traufetter G. (2022, 24. Februar). Friedhof der Krustentiere. Spiegel Wissenschaft. https://www.spiegel.de/wissenschaft/friedhof-der-krustentiere-a-08953197-0002-0001-0000-000021542974?context=issue

5. Meyer, B., Atkinson, A., Bernard, K.S. et al. Successful ecosystem-based management of Antarctic krill should address uncertainties in krill recruitment, behaviour and ecological adaptation. Commun Earth Environ 1, 28 (2020). https://doi.org/10.1038/s43247-020-00026-1

6. Macarena Agrelo et al. Ocean warming threatens southern right whale population recovery.Sci. Adv.7,eabh2823(2021).DOI:10.1126/sciadv.abh2823

7. Alonzo, S.H., Switzer, P. V., Mangel, M. 2003. An ecosystem-based approach to management: using individual behavior to predict the indirect effects of Antarctic krill fisheries on penguin foraging. Journal of Applied Ecology (2003) 40: 692-702 


8. Supertrawler stehlen Nahrung von über hundert Finnwalen in der Antarktis. (2023, März 09). SeaShepherd Schweiz. https://www.seashepherd.ch/de-ch/news-events-chde/supertrawler-stehlen-nahrung-walschule/

9. Gascon V, Rodolfo W. (2005) Antarktischer Krill: eine Fallstudie über die Auswirkung der Fischerei auf das Ökosystem. Antarctic and Southern Ocean Coalition. https://lighthouse-foundation.org/Binaries/Binary1061/Antarctic-krill-LF-D.pdf

10. Convention Area. (2018, November 30). Comission for the Conservation of Antartic Marine Living Resources. https://www.ccamlr.org/en/organisation/convention-area

11. Krill fisheries. (2021, July 02). Comission for the Conservation of Antartic Marine Living Resources.https://www.ccamlr.org/en/fisheries/krill-fisheries

12. Krill – biology, ecology and fishing. (2015, April 28). Comission for the Conservation of Antartic Marine Living Resources. https://www.ccamlr.org/en/fisheries/krill-–-biology-ecology-and-fishing

13. Pinguine und Wale in Gefahr: Antarktis-Tagung ohne Einigung. (2022, November 04). Zeit Online Naturschutz. https://www.zeit.de/news/2022-11/04/pinguine-und-wale-in-gefahr-antarktis-tagung-ohne-einigung

14. Duncker F. CCAMLR-Konferenz erneut ohne Einigung im antarktischen Weddellmeer. (2021, Oktober 29). WWF. Eingefrorener Schutz. https://www.wwf.de/2021/oktober/eingefrorener-schutz

15. Shutting down an illegal toothfish poaching fleet. (2017, August 03). SeaShepherd Global. https://www.seashepherdglobal.org/our-campaigns/icefish/

16. New Ship, New Campaign: On Our Way back to Antartica. (2023, Februar 20). SeaShepherd Global. https://www.seashepherdglobal.org/latest-news/new-ship-campaign-allankay/

17. Meeresschutzabkommen für Antarktis gescheitert (2022, November 04). Tagesschau. https://www.tagesschau.de/ausland/ozeanien/schutzabkommen-antarktis-gescheitert-101.html  

18. von Rotz. 67 The Role of Antarctic Krill in the Southern Ocean. (2022). ETH Zürich. https://wp-prd.let.ethz.ch/sdgblog2022/chapter/the-role-of-antarctic-krill-in-the-southern-ocean/