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Der grosse Krill-Raub: Blick in die Maschinerie, die die Antarktis plündert

Mittwoch, 16 Apr, 2025

Sea Shepherd ist für eine dritte Kampagne in die Antarktis zurückgekehrt, um die industriellen Krill-Fischereipraktiken aufzudecken, die weit weg von der Öffentlichkeit liegen. Eines unserer Ziele in dieser Saison ist es, die Realität hinter den zerstörerischen Methoden der Flotte aufzudecken, die dieses lebenswichtige Ökosystem bedrohen.

Ein Wal auf der Suche nach Krill neben einem Krillfangschiff in der Antarktis. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.

Supertrawlers saugen Krill im Dauereinsatz

Was wir in den antarktischen Gewässern beobachten und dokumentieren, sind gigantische Schiffe, die zu den grössten der Welt gehören. Diese Supertrawler sind beispielsweise mit einem Saugschlauch am Ende des Netzes ausgestattet, mit dem sie rund um die Uhr und in grossen Mengen Krill fangen können, die Hauptnahrungsquelle von Walen, Pinguinen, Robben und Seevögeln. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schleppnetzen, bei denen die Fangaktivität mehrmals täglich unterbrochen wird, um das Netz auszulegen oder einzuholen, pausieren diese Hightech-Schläuche nie – sie entfernen wahllos und verarbeiten täglich bis zu 110 Tonnen Krillmehl ohne Unterbrechung.

Während unserer Patrouille konnten wir erschütternde Beweise für diese „saugenden Schiffe“ in Aktion festhalten: Wir beobachteten Supertrawler, die sich mitten in riesigen Schulen fressender Wale positionierten und so mit Wildtieren in ihrem eigenen Lebensraum konkurrierten. Wale kommen hierher, nachdem sie tausende Kilometer zurückgelegt haben, oft in Begleitung ihrer Kälber, nur um festzustellen, dass ihre Nahrungsquelle drastisch geschrumpft ist. In ihrer Verzweiflung folgen sie manchmal den Fangschiffen – möglicherweise in der Hoffnung, von den Resten fressen zu können.

Ein grosses Problem bei diesem Saugsystem ist das erhöhte Risiko, dass sich Meerestiere wie Wale in den Netzen verfangen. Die Netze werden 24 Stunden am Tag, oft tagelang, ununterbrochen durch das Wasser gezogen. Das bedeutet, dass die Fischer oft gar nicht merken, dass sich ein Wal in ihrem Netz verfangen hat. Oder sie bemerken es erst, wenn das Tier längst ertrunken ist.

Ihr Einsatz steht nicht nur sinnbildlich für eine übertriebene industrielle Herangehensweise, sondern markiert auch eine gefährliche Wende in der Fischereimethode – hin zu Geschwindigkeit und Effizienz auf Kosten der langfristigen Gesundheit des Ökosystems.

Der industrielle Krill-Trawler Fu Xing Hai mit aktiviertem Saugsystem. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.
Pinguine auf der Suche nach Krill neben einem Supertrawler. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.
Die Sea Shepherd Crew wirft einen genaueren Blick auf das Saugsystem der Fu Xing Hai. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.
Die Crew von Sea Shepherd dokumentiert den Umladungsvorgang von Krill und Treibstoff. Foto: Alice Bacou/Sea Shepherd.

Das Transshipment-Spiel

Unsere Crew dokumentierte ausserdem sogenannte Transshipments, bei denen die Krill-Fänge direkt auf See von Fangschiffen auf Kühlschiffe umgeladen werden. Diese Praxis ermöglicht es den Fangschiffen, ohne Hafenaufenthalt unbegrenzt auf See zu bleiben und ihre Fänge bei minimaler Kontrolle zu maximieren. Dennoch ist die Methode laut den Regeln der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR), die auch für das Management der Krillfischerei verantwortlich ist, weiterhin legal.

Bei einer solchen Umladung beobachteten wir ununterbrochene Aktivitäten über mehr als 14 Stunden hinweg – riesige Krill-Säcke, jeweils etwa 500 Kilogramm schwer, wurden verladen. Das Ausmaß der Entnahme ist erschütternd und nicht nachhaltig.

In einem besonders alarmierenden Fall sahen wir, wie ein russisches Frachtschiff während der Umladung von Krill gleichzeitig Treibstoff von einem Tanker aufnahm – mitten auf dem offenen Meer. Wäre dabei etwas schiefgegangen, hätte das empfindliche Ökosystem der Antarktis katastrophalen Schaden nehmen können. Diese rücksichtslose Praxis widerspricht dem Geist des Antarktisvertrags und verdeutlicht die dringende Notwendigkeit strengerer Vorschriften.

Unsere Crew ist entschlossen, genau diese Praktiken zu dokumentieren und offenzulegen. Denn ohne unsere Präsenz blieben sie im Verborgenen und würden der Welt und unserem Klima unerkannt irreparablen Schaden zufügen.

Die Situation erfordert sofortiges Handeln. Es ist unerlässlich, dass die CCAMLR das vorgeschlagene Schutzgebiet für die Antarktische Halbinsel annimmt, um die lebenswichtigen Krillpopulationen der Antarktis zu schützen. Krill zu schützen heisst, Wale, Robben, Pinguine und das gesamte Meeresökosystem zu schützen, das von dieser winzigen, aber entscheidenden Art abhängig ist.

Es ist an der Zeit, dem Raubbau ein Ende zu setzen und die Wildnis der Antarktis zu bewahren. Sea Shepherd wird diese Bedrohungen weiterhin direkt bekämpfen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, bis das antarktische Ökosystem den Schutz erhält, den es dringend braucht.

Erfahre mehr über Operation Antarctica Defense

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