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Zurück in der Antarktis: Die Krise spitzt sich zu

Mittwoch, 02 Apr, 2025

In den eisigen Gewässern bei Coronation Island tauchen in jeder Richtung Wale auf: Finnwale, Buckelwale und sogar der seltene Südkaper. Sie sind auf der Suche nach Krill, winzigen Krebstieren, die das Fundament des antarktischen Nahrungsnetzes bilden. Aber sie sind nicht allein.

 

Während Hunderte Wale fressen, nähern sich industrielle Supertrawler – gigantische Schiffe aus China, Norwegen und der Ukraine, um Unmengen Krill zu fischen. Nicht selten ziehen sie ihre riesigen Netze rücksichtslos mitten durch die Walschulen.

Zum dritten Mal in Folge ist Sea Shepherd im Rahmen von Operation Antarctica Defensec in die Antarktis zurückgekehrt. Diesmal später in der Saison, aber länger und tiefer im Krillfanggebiet als je zuvor. Während Tourismus- und Forschungsschiffe das Gebiet grösstenteils verlassen haben, da sich das Wetter rapide verschlechtert und gefährliche Eisverhältnisse den Winter ankündigen, geht die industrielle Fischerei weitgehend unkontrolliert weiter. Sea Shepherd ist jedoch vor Ort, um sicherzustellen, dass die Zerstörung dieser Gewässer nicht unentdeckt bleibt.

Was wir dabei in den ersten Tagen erlebten, war beeindruckend und beunruhigend zugleich.

„Am Dienstag erwachten wir inmitten eines wahren Fressrauschs. Über 500 Finnwale umringten die Allankay und frassen Krill“, sagte Captain Alex Cornelissen. „Keiner von uns an Bord hatte je so etwas gesehen – nicht einmal die Crewmitglieder, die letztes Jahr schon hier waren. Und mitten im Geschehen waren die Trawler und fischten weiter.“

Die Anwesenheit von Supertrawlern in diesen Nahrungsgebieten ist nicht nur störend, sondern auch gefährlich. In der letzten Saison wurde von mindestens drei Walen berichtet, die sich in Krillnetzen verfangen hatten. Dies sind nur die Fälle, die offiziell gemeldet wurden, die tatsächliche Zahl könnte höher liegen.

Deshalb hat Sea Shepherd dieses Jahr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord der Allankay geholt. Ihre Aufgabe ist es nicht nur, die Anwesenheit von Meerestieren zu dokumentieren, sondern auch handfeste Beweise zu sammeln, um die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR), die für den Schutz des wertvollen Ökosystems der Antarktis verantwortlich ist, für ihr anhaltendes Versagen zur Verantwortung zu ziehen. Die Datenerhebung umfasst die Häufigkeit, mit der Supertrawler in denselben Gebieten fischen, in denen Wale ihre Nahrung suchen. Ausserdem, wie nah die Schiffe an die Tiere herankommen und wie sich dies auf ihr Verhalten auswirkt. Verheddern in Netzen, Nahrungskonkurrenz und Verdrängung aus den Nahrungsgebieten sind beispielsweise reale und unmittelbare Bedrohungen. Ziel ist es, den Druck auf die CCAMLR zu erhöhen, die Blockade bei der Einrichtung von Meeresschutzgebieten zu lösen. Eine Initiative, die von der Mehrheit ihrer Mitgliedsstaaten unterstützt wird.

Alex Cornelissen, CEO von Sea Shepherd Global, neben einem der Krill-Supertrawler. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.

Die Gegensätze könnten grösser nicht sein – in einem Moment sieht die Crew einen Südkaper mühelos vorbeiziehen. Im nächsten Moment filmt sie einen Supertrawler, der sein Netz direkt durch eine Schule fressender Finnwale zieht.

Dies ist jedoch kein unbeabsichtigter Einzelfall, sondern reine Taktik. Die Krill-Fangschiffe fahren oft direkt auf die Wale zu, um dichte Krillschwärme zu finden. Die Wale wissen, wo die Nahrung ist. Und die Supertrawler folgen ihnen.

„Wir sind mit unserem Schlauchboot vorsichtig gefahren, um einen Sicherheitsabstand zwischen uns und den Tieren zu halten“, sagte Cornelissen. „Nur um dann mitanzusehen, wie die Fangschiffe ihre Netze mitten durch das ganze Geschehen ziehen.“

Ein ukrainisches Schiff wurde dabei gefilmt. Ebenso ein Trawler eines norwegischen Unternehmens, das für mehr als die Hälfte des in der Antarktis gefangenen Krills verantwortlich ist.

"Es ist ungeheuerlich, dass das hier erlaubt ist. Dieses Gebiet ist voller Leben. Es sollte geschützt und nicht geplündert werden."

Captain Alex Cornelissen
Ein Supertrawler, umgeben von Walen. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.

Was in der Antarktis geschieht, wird durch Entscheidungen beeinflusst, die Tausende Kilometer entfernt getroffen werden – in Führungsetagen über globale Lieferketten und von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die mitbestimmen, was in die Regale der Geschäfte gelangt.

Krill wird nicht gefischt, um Menschen zu ernähren. Er wird zu Tierfutter, Futtermittel für Lachsfarmen und Omega-3-Gesundheitspräparaten verarbeitet, obwohl pflanzliche Alternativen verfügbar sind. Die Industrie mag am Rande der Welt operieren, aber die weltweite Nachfrage treibt sie an.

Um dieser Nachfrage entgegenzutreten, hat Sea Shepherd SaveKrill.com ins Leben gerufen, eine Ressource, die es Leuten ermöglicht, aktiv zu werden. Von jedem Ort der Welt aus können Menschen Einzelhändler kontaktieren, die Produkte auf Krillbasis führen, und sie auffordern, diese Industrie nicht weiter zu unterstützen.

„Jedes Mal, wenn jemand ein Krillpräparat kauft, unterstützt er die Zerstörung der Antarktis“, sagte Cornelissen. „Das muss endlich aufhören!“

Diese Kampagne endet nicht mit dem, was wir vor Ort beobachten. Sie setzt sich überall dort fort, wo Entscheidungen über die Ausbeutung der Antarktis getroffen werden.

Dazu gehört auch die CCAMLR, die für die Verwaltung und den Schutz der Meeresfauna und -flora in der Antarktis zuständig ist. Trotz jahrelanger wissenschaftlicher Erkenntnisse und zunehmenden ökologischen Drucks hat die CCAMLR die dringend notwendigen Schutzmassnahmen bis heute nicht auf den Weg gebracht. Letztes Jahr wurden Vorschläge zur Schaffung neuer Meeresschutzgebiete erneut hinausgezögert, da ein Konsens in immer weitere Ferne rückte.

Doch nicht jeder Druck blieb ohne Wirkung. Ende 2023 wurde ein Vorschlag zur Erhöhung der Krillfangquote abgelehnt, auch dank der weltweiten Reaktion auf das Filmmaterial unserer letztjährigen Kampagne.

„Ich kann mir kein schützenswerteres Gebiet im Ozean vorstellen als das, in dem wir uns jetzt befinden“, sagte Cornelissen. „Die Einrichtung eines Meeresschutzgebietes nördlich von Coronation Island und einschliesslich der Antarktischen Halbinsel sollte oberste Priorität haben.“

Es geht nicht darum, den Status quo zu erhalten. Es geht darum, die industrielle Krillfischerei in diesen Gewässern vollständig zu beenden.

Die Wissenschaft ist eindeutig. Die Beweise mehren sich. Die Folgen zeigen sich in Echtzeit. Was fehlt, ist der politische Wille zu handeln.

Sea Shepherd wird weiterhin die Zerstörung in der Antarktis dokumentieren und ihr entgegentreten - und mit deiner Unterstützung können wir noch mehr tun. Während CCAMLR stillsteht und Unternehmen von der Ausbeutung der Antarktis profitieren, und während wir auf See Druck ausüben, kannst du das Gleiche online tun. Hilf mit, die weltweite Empörung in echten Schutz für dieses lebenswichtige Ökosystem zu verwandeln.

Besuche SaveKrill.com, um aktiv zu werden und dabei zu helfen, die weltweite Empörung in echten Schutz für dieses lebenswichtige Ökosystem zu verwandeln.
Unterstütze unsere Arbeit, indem du ein Ocean Warrior wirst und uns jeden Monat an die Front bringst.

Dies ist nur die erste von vielen Neuigkeiten über die Kampagne. Bleibe dran, wenn wir in den kommenden Wochen weiter aus dem Südpolarmeer berichten.

Erfahre mehr über die Antarctic Defense Campaign

Diese Kampagne ist eine gemeinsame Aktion von Sea Shepherd Global und der Sea Shepherd Conservation Society (USA), die sich gemeinsam für den Schutz des empfindlichen Gleichgewichts des Lebens in der letzten grossen Wildnis der Erde - der Antarktis - einsetzen.

 

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