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Supertrawler tötet Buckelwal in der Antarktis

Freitag, 18 Apr, 2025

Gegen den unter chilenischer Flagge fahrenden Supertrawler Antarcitc Endeavor wurde wegen der Tötung eines Buckelwals am 25. März 2025 Strafanzeige erstattet. Die Besatzung der Allankay hatte das Schiff am selben Tag dabei beobachtet, wie es sein Schleppnetz durch antarktische Gewässer zog. Dort dokumentierten Wissenschaftler von Sea Shepherd Buckelwale, die auf der Suche nach Krill, ihrer Hauptnahrungsquelle, waren.

Die Antarctic Endeavour bei der Krillfischerei neben einem fressenden Buckelwal im Jahr 2024. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.

Am Tag vor dem Tod des Wals trafen der Kapitän und die Besatzung der Allankay auf Coronation Island ein. Zu diesem Zeitpunkt fischten acht Supertrawler rund um Coronation Island, darunter auch die Antarctic Endeavor. Bei dem Gebiet handelt es sich um ein vorgeschlagenes Meeresschutzgebiet.

Wissenschaftler an Bord der Allankay beobachteten, dass die Wale den Fangschiffen stundenlang folgten. Sie schwammen dabei im Kielwasser der Schiffe und offenbar direkt über den Schleppnetzen, während diese durchs Wasser gezogen wurden – vermutlich, um Krill zu fangen.

„An diesem Morgen waren so viele Wale unterwegs, dass wir sie nicht alle zählen konnten, weil sie zwischen den Fangschiffen hin und her schwammen. Zehn Minuten bevor – wie sich später herausstellte – ein Wal tot im Netz der Antarctic Endeavor gefunden wurde, hielt ich die Beobachtung von zwei Buckelwalen in meinem Protokoll fest. Zu diesem Zeitpunkt waren wir weniger als zwei Seemeilen von der Antarctic Endeavor entfernt. Nun frage ich mich, ob einer dieser Buckelwale in ihr Netz gegangen ist“, sagt Dr. Lucia Morillo, die sich derzeit an Bord der Allankay befindet.

Buckelwale und ihre Kälber kommen in die Antarktis, um Krill zu fressen, ihre Hauptnahrungsquelle. Foto: Mika van der Gun/Sea Shepherd.
Die Antarctic Endeavour mit zwei weiteren Supertrawlern und der Allankay in der Antarktis. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.
Dr. Lucia Morillo, Biologin an Board der Allankay. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd.

Wie zuerst von der chilenischen Nachrichtenagentur La Prensa Austral berichtet, gab die Besatzung der Antarctic Endeavor bekannt, dass sie beim Einholen ihrer Fanggeräte bemerkte, wie ein Wal mit dem Netz in Kontakt kam und dann verschwand. Als das Netz vollständig an Deck war, sah dieselbe Besatzung den Kopf eines 10 m langen Buckelwals durch die Maschen des Netzes. Seine charakteristischen Bauchfurchen waren voller Krill, sein Kiefer blutverschmiert. Der Walkadaver wurde anschliessend über dieselbe Heckrampe, über die er an Bord gekommen war, im Meer entsorgt.

Aufgrund der von den Fischern selbst vorgelegten Beweise und der Fotos des toten Wals an Deck, hat María Tapia Almonacid, die nationale Direktorin der chilenischen Behörde für Fischerei und Aquakultur, Strafanzeige gegen den Eigner der Antarctic Endeavor sowie gegen den Kapitän des Schiffes und alle anderen Personen gestellt, die im Zuge der weiteren Ermittlungen als verantwortlich identifiziert werden.

Schleppnetze, trichterförmige Netze mit breiter Öffnung, fangen alle Meerestiere auf ihrem Weg ein. Obwohl die Krillfischerei auf kleine garnelenartige Krebstiere abzielt, die nicht grösser als fünf bis sechs Zentimeter sind, können die Schleppnetze der Supertrawler so gross sein, dass sie einen Jumbo-Jet umfassen würden.

Der Beifang von Walen ist in der Krillfischerei nichts Neues. Im Jahr 2024 starben mindestens drei junge Buckelwale in den Netzen von Krill-Supertrawlern. Einer dieser Todesfälle ereignete sich auch in den Netzen der Antarctic Endeavor .

Nach chilenischem Recht gilt: „Jede Person, die ein Exemplar einer Walart tötet, jagt oder einfängt, wird mit einer Mindestfreiheitsstrafe bestraft, unbeschadet etwaiger verwaltungsrechtlicher Sanktionen.“ Die Mindestfreiheitsstrafe beträgt fünf Jahre. Der Fall wurde an die chilenische Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Auf dem Rumpf der Antarctic Endeavor steht das Logo des Marine Stewardship Council (MSC), einer Organisation, die Lizenzgebühren für die Vergabe von Umweltsiegeln an Fischereien erhält, die sie als „nachhaltig“ einstuft.

MSC-Label am Rumpf der Antarctic Endeavour, die innerhalb von zwei Jahren mind. zwei Buckelwale getötet hat. Foto: Youenn Kerdavid/Sea Shepherd
Ein weiterer Krill-Supertrawler, Long Fa, fischt in der Nähe von Corornation Island inmitten einer Schule von Buckelwalen. Foto: Alice Gregoire/Sea Shepherd.
Buckelwale sind auf antarktischen Krill angewiesen, um zu überleben. Foto: Alice Gregoire/Sea Shepherd.

In den letzten drei Jahren hat Sea Shepherd im Rahmen von Operation Antarctica Defense wiederholt auf die Gefahren der Krillfischerei für Wale aufmerksam gemacht, die Krill-Fangflotte verfolgt und den Konflikt zwischen Walen und einer wachsenden Flotte von Supertrawlern dokumentiert. Diese Supertrawler haben es – trotz vorhandener pflanzlicher Alternativen – auf die Nahrungsquelle der Wale für die Herstellung von Omega-3-Nahrungsergänzungsmitteln abgesehen.

Sea Shepherd begrüsst das Vorgehen der chilenischen Fischerei- und Aquakulturbehörde und fordert den Marine Stewardship Council (MSC) auf, dem Schiff die Nachhaltigkeitszertifizierung zu entziehen.

Die 2025 Antarctic Defense Kampagne ist eine Zusammenarbeit zwischen Sea Shepherd Global und der Sea Shepherd Conservation Society.  In der Erkenntnis, dass der Schutz der Antarktis und ihres marinen Ökosystems uns alle betrifft, wird die Aktion auch von Sea Shepherd Deutschland, Sea Shepherd Schweiz und allen Ländern, die Teil der globalen Bewegung sind, unterstützt.

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