Article

Warum wir Westafrikas Meeresfauna schützen müssen

Samstag, 13 Mai, 2023

Viele Menschen sind mit Afrikas ikonischen Landtieren wie Löwen, Giraffen und Elefanten vertraut und wissen, wie wichtig der Schutz dieser majestätischen Kreaturen und ihrer Lebensräume ist. Die erstaunliche Meeresfauna und -flora, die in den afrikanischen Ozeanen lebt, bleibt jedoch oft unbemerkt und wird nicht ausreichend gewürdigt. Von prachtvollen Korallenriffen über einzigartige endemische Arten bis hin zu wichtigen Migrationskorridoren wimmelt es in Afrikas Gewässern von Leben, das eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt unseres Planeten spielt.

Delfine am Bug der Sam Simon während Operation Sola Stella. Foto von Tara Lambourne/Sea Shepherd Global.
Ein Buckelwal taucht im Golf von Guinea auf. Foto von Tony Fenn James/Sea Shepherd Global.
Haie vor der Küste Liberias während Operation Sola Stella. Foto von Sea Shepherd Global/Jake Parker.
Delfine springen vor dem Schiffsbug in Gabon während Operation Albacore. Foto von Youenn Kerdavid/Sea Shepherd Global.
Tölpel ruhen sich auf dem Deck der Ocean Warrior aus. Foto von Nina Courjon/Sea Shepherd Global.
Sea Shepherd Crew während Operation Sola Stella mit aus einem FAD geretteten Feuerwürmen. Foto von Tara Lambourne/Sea Shepherd Global.
Gemeine Goldmakrelen in Liberia. Foto von Jake Parker/Sea Shepherd Global.
Rotfüssiger Tölpel während Operation Albacore in Gabon. Foto von Youenn Kerdavid/Sea Shepherd Global.

Die überraschende Artenvielfalt in den Gewässern Westafrikas

Die Besatzungen von Sea Shepherd, die im Rahmen unserer Kampagnen zur Bekämpfung der illegalen Fischerei in den Gewässern Westafrikas patrouillieren, haben das vielfältige und einzigartige marine Ökosystem entlang der Atlantikküste aus erster Hand kennengelernt. Die Meeresfauna und -flora in dieser Region ist aus mehreren Gründen einzigartig, wobei einer davon ihre beeindruckende Artenvielfalt ist.

Meeressäugetiere

Mit Afrika verbindet man nicht unbedingt Wale und Delfine, doch der Golf von Guinea ist ein ausgezeichneter Ort für Walbeobachtungen. Dies vor allem während der Migrationsperiode im Sommer, wenn Buckelwale von ihren Nahrungsgründen im Südpolarmeer zu ihren Brutgebieten in den wärmeren Gewässern des Atlantiks ziehen. Auch andere Walarten, wie Pottwale und Brydewale, leben in diesen Gewässern.

Unsere Crew an Bord der Sea Shepherd-Schiffe eilt immer dann an Deck, wenn Delfine gesichtet werden, die spielerisch vor dem Bug des Schiffes schwimmen und springen. Gewöhnliche Delfine, Grosse Tümmler und Atlantische Fleckendelfine sind einige der Arten, die in diesen Gewässern vorkommen. Die Region ist auch die Heimat des vom Aussterben bedrohten Atlantischen Buckeldelfins, der nur an der westafrikanischen Küste vorkommt.

Die Westafrikanische Seekuh ist zwar schwer zu sichten, kann aber in einigen der Flüsse, Flussmündungen und Küstengewässer der Region angetroffen werden. Mit einer geschätzten Population von nur 1'500 Tieren ist sie derzeit aufgrund von Lebensraumverlust, Bejagung und versehentlichem Verfangen in Fanggeräten als gefährdet eingestuft [Quelle]

Meeresschildkröten

Diese Region ist ein wichtiger Lebensraum für Schildkröten, darunter die grösste Meeresschildkröte der Welt, die Lederschildkröte, die sich von Quallen ernährt. Die Strände gehören zudem zu den wichtigsten Nistplätzen für die vom Aussterben bedrohte Echte Karettschildkröte und die vom Aussterben bedrohte Grüne Meeresschildkröte.

Fische

Die Region ist bekannt für ihren Reichtum an pelagischen Fischen, darunter Sardinen, Sardellen, Makrelen und Thunfisch. Diese Fischarten spielen eine entscheidende Rolle in der Nahrungskette, da sie die grösseren Meerestiere ernähren. Grundfische wie Zackenbarsch, Schnapper und Seehecht bewohnen den Meeresboden und sind wichtig für die traditionelle Fischerei in der Region, die die lokalen Gemeinschaften unterstützt. Die Korallenriffe, Mangroven und Flussmündungen der Region sind wichtige Lebensräume für viele dieser Arten. In den westafrikanischen Gewässern leben auch verschiedene Hai- und Rochenarten, darunter Hammerhaie, Mantarochen und der vom Aussterben bedrohte Sägefisch.

Krebstiere und Mollusken

Verschiedene Arten von Krabben, Garnelen und Hummern bewohnen das westafrikanische Meeresökosystem und sind eine wichtige Nahrungsquelle für andere Meerestiere. Tintenfische, Kraken und - in seichteren Gewässern - Austern sind ebenfalls in den Gewässern entlang der afrikanischen Atlantikküste zu finden.

Vögel

Die westafrikanische Küste ist die Heimat einer Vielzahl von Seevogelarten, die entweder hier brüten, nach Nahrung suchen oder durch die Region ziehen. Zu den zu beobachtenden Arten gehören Seeschwalben, Albatrosse, Möwen, Tölpel, Reiher und der Weissschwanz-Tropikvogel mit seinen charakteristischen langen weissen Schwanzfedern.

Gesunder Ozean, gesunder Planet

Die erstaunliche Artenvielfalt der Meeresfauna und -flora gedeiht dank Westafrikas vielfältiger Lebensräume wie Mangroven, Seegraswiesen, Korallenriffen und Flussmündungen, die für zahllose Arten, darunter migrierende Walpopulationen und vom Aussterben bedrohte Meeresschildkröten, wichtige Nahrungs-, Brut- und Aufwuchsgebiete darstellen.

Der Golf von Guinea ist bekannt für seine Auftriebssysteme wie den Kanaren- und den Benguela-Strom, die nährstoffreiches, kaltes Wasser an die Oberfläche bringen. Dies fördert grosse Populationen von Phytoplankton, die wiederum die Grundlage des marinen Nahrungsnetzes bilden, von dem die Meeresfauna abhängt. Das reichhaltige Nahrungsangebot zieht eine Vielzahl von Meereslebewesen an, von Fischen bis hin zu Meeressäugern und Seevögeln. Diese Auftriebssysteme tragen auch zur Absorption von Kohlendioxid aus der Atmosphäre bei und spielen damit eine Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels. [Quelle].

Die Wissenschaft betont immer wieder, welch entscheidende Rolle die Ozeane für die Erhaltung unseres Planeten spielen. Als Klimaregulatoren und Kohlenstoffsenken tragen die Ozeane dazu bei, erhebliche Mengen an Kohlendioxid zu binden und so die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Um diese lebenswichtigen Funktionen wirksam erfüllen zu können, sind die Ozeane jedoch auf eine vielfältige und gesunde Meeresfauna und -flora angewiesen, die ihr Gleichgewicht aufrechterhält.

Die Bedrohungen für Westafrikas Meeresfauna

Leider sind diese Ökosysteme zunehmend bedroht. Ursachen wie illegaler Fischfang, schädliche Fischereimethoden, Plastikverschmutzung, Klimawandel und die Zerstörung von Lebensräumen haben verheerende Auswirkungen auf die Populationen wild lebender Meerestiere und gefährden die Gesundheit der Ozeane.

Die steigende Nachfrage nach Fisch hat zu nicht nachhaltigen Fischereipraktiken geführt, die zu schwindenden Fischpopulationen beitragen, und Nichtzielarten durch Beifang und Lebensraumzerstörung bedrohen. Eine der grössten Herausforderungen in Westafrika ist die illegale, undokumentierte und unregulierte Fischerei (IUU), insbesondere durch ausländische Fischereifahrzeuge, die die begrenzten Überwachungs-, Patrouillen- und Strafverfolgungskapazitäten in der Region ausnutzen.

"Westafrika ist für illegale Fischer sehr interessant, weil es in diesen Gewässern noch viel Fisch gibt und die Durchsetzung geltender Vorschriften leider nicht so streng ist wie beispielsweise in Europa oder Nordamerika, wo die Küstenwache in ihren eigenen Gewässern patrouilliert. Der Schutz der westafrikanischen Gewässer kann aufgrund der Weite des Gebietes und der Schwierigkeit, Vorschriften durchzusetzen, eine Herausforderung sein. Hier kommt Sea Shepherd ins Spiel."

Captain Alex Cornelissen, CEO von Sea Shepherd Global.

Im Rahmen unserer Kampagnen gegen die illegale Fischerei auf dem afrikanischen Kontinent hat Sea Shepherd Global die lokalen Behörden seit 2016 bei der Festnahme von 84 Schiffen unterstützt. "Wenn wir auf illegale Fischerei in den souveränen Gewässern eines Staates stossen, arbeiten wir mit den Strafverfolgungsbehörden dieses Landes zusammen. Wir unterstützen sie dabei, an Bord zu gehen, die Schiffe zu inspizieren und die Täter zu verhaften", sagt Captain Peter Hammarstedt, Kampagnenleiter von Sea Shepherd Global.

Eine weitere Bedrohung für Meerestiere und ihre Lebensräume ist die Plastikverschmutzung. Während die meisten Menschen den Fokus auf Einwegplastikflaschen, -tüten und -strohhalme richten, geht die tödlichste Form der Plastikverschmutzung im Meer von Fischereigeräten wie verlassenen oder verlorenen Netzen, den so genannten "Geisternetzen", aus. Ob auf der Meeresoberfläche, verheddert in Korallenriffen auf dem Meeresboden oder aufgestapelt an Stränden, Geisternetze töten jahrelang wahllos Meerestiere.

Im Jahr 2019 arbeiteten Sea Shepherd und Biosfera - unser lokaler Partner in Cabo Verde - zusammen, um über vier Tonnen weggeworfener Fischereigeräte zu beseitigen, die die Strände der verlassenen Insel Santa Luzia, einem der wichtigsten Niststrände der Unechten Karettschildkröte weltweit, erstickten.

Ein in einem Ringwadennetz gefangener Wal in Gabun. Foto von Lukas Erichsen/Sea Shepherd Global.
Manya-Rochen gefangen in einem kommerziellen Fischernetz in Gabun. Foto von Alejandre Guimeno/Sea Shepherd Global.
Sea Shepherd Crew rettet eine verletzte Meeresschildkröte während Operation Sola Stella. Foto von Michael Rauch/Sea Shepherd Global.
Ein Hai, der sich in einem Kiemennetz der industriellen Fischerei in Liberia verfangen hat. Foto von Jake Parker/Sea Shepherd Global.

Es werden Schutzmassnahmen ergriffen, um diesen Bedrohungen zu begegnen und die einzigartige Meeresfauna Westafrikas zu schützen. Zu diesen Bemühungen gehören die Einrichtung von Meeresschutzgebieten, Partnerschaften zur Überwachung und Durchsetzung von Fischereivorschriften sowie eine verstärkte Sensibilisierung und Aufklärung für Umweltfragen.

Es ist äusserst wichtig, das Bewusstsein für die faszinierende afrikanische Meeresfauna und -flora und die dringende Notwendigkeit ihres Schutzes zu stärken, denn das Überleben dieser unglaublichen Meeresbewohner ist entscheidend für die Gesundheit unserer Ozeane und die Zukunft unseres Planeten.

Teilen
Wir brauchen deine Unterstützung

Handle jetzt für die Ozeane!